Zeitlicher Zusammenhang Blutzucker-Spitzen Wirkprofil Humaninsulin

Da Insulinpräparate eine gewisse Zeit benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten, kann es sinnvoll sein, dass zwischen Insulingabe und Essen ein zeitlicher Abstand eingehalten wird. Das soll vermeiden, dass der Blutzuckerspiegel zu hoch ansteigt.

Laut WHO liegt Diabetes vor, wenn die Blutglukosekonzentration im nüchternen Zustand mehr als 7 mmol/L beträgt und zu einer beliebigen Tageszeit auf über 11,1 mmol/L steigt. Die Blutzuckermessung 2 Stunden nach Beginn einer Mahlzeit verdeutlicht dabei die Blutzucker-Spitzen.

Humaninsuline/Normalinsuline

InsulinartWirkstoffHandelsnameWirkbeginnWirkmaximumWirkdauer
Kurz wirksame BolusinsulineHumaninsulin, normalActrapid®< 30 min1,5 – 3,5 h7 – 8 h
  Berlinsulin® H Normal< 1 h2 – 4 h9 – 12 h
  Huminsulin® Normal< 1 h2 – 4 h9 – 12 h
  Insuman® Rapid< 30 min1 – 4 h7 – 9 h
Lang wirksame NPH-Basalinsuline (Verzögerungsinsulin)Humaninsulin, basalBerlinsulin® H Basal< 1 h4 – 6 h14 – 24 h
  Huminsulin® Basal< 1 h3 – 7 h14 – 24 h
  Insuman® Basal< 1 h3 – 4 h11 – 20 h
  Protaphane®< 1,5 h4 – 12 h24 h

Quelle: www.diabetes.ascensia.de

Spritz-Ess-Abstand

Ob ein Spritz-Ess-Abstand nötig ist und wie groß dieser sein sollte, hängt von mehreren Faktoren ab. Wichtig sind hierbei die Art des gespritzten Insulins, der aktuelle Blutzuckerspiegel, die Zusammensetzung der Mahlzeit und der individuelle Stoffwechsel der jeweiligen Person – bei jedem Menschen wirkt Insulin leicht anders.

Art des gespritzten Insulin
Je schneller das verwendete Insulin wirkt, desto kürzer kann der Spritz-Ess-Abstand ausfallen. Bei schnell wirksamen Analoginsulinen kann er meist ganz entfallen.

Blutzuckerwert vor dem Essen
Je höher der aktuelle Blutzuckerspiegel ist, desto größer sollte der Spritz-Ess-Abstand sein, um nicht mit allzu hohen Werten in die Mahlzeit zu gehen. Sind die Blutzuckerwerte jedoch schon vor dem Essen zu tief, empfiehlt es sich, erst nach der Mahlzeit zu spritzen.

Blutzuckerspitzen nach dem Essen

Die morgendlichen Blutzuckerwerte bei Nicht-Diabetikern in der Regel zwischen 70 (3,9 mmol/l) und 100 mg/dl (5,6, 5,6). Ca. 10 Minuten nach Beginn einer fetthaltigen Mahlzeit beginnt die Zuckerkonzentration im Blut anzusteigen. Sie ist das Resultat der Aufnahme von Kohlehydraten aus der Nahrung und wird mit einer direkten Insulinausschüttungbeantwortet, die zu einer vermehrten Glukoseaufnahme in der Leber führt.



Maximale Blutzuckerwerte erscheinen bei Nicht-Diabetikern ca. 1 Stunde nach dem Beginn der Mahlzeit – abhängig vom aufgenommenem Lebensmttel. Sie steigen nur selten über 140 mg/dl und fallen innerhalb von 2-3 Stunden auf einen Normwert von 100 mg/dl zurück. Der zeitliche Verlauf des Blutzuckerspiegels ist von der Zusammensetzung der Mahlzeit abhängig. Menge und Art der Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Fette bestimmen die Aufnahmegeschwindigkeit der Kohlenhydrate ins Blut.

  • Einfache Kohlenhydrate (Zucker, Weißmehlprodukte) lassen den Blutzuckerspiegel innerhalb kurzer Zeit sehr hoch ansteigen, innerhalb von 30 – 60 Minuten fällt er rapide wieder ab.
  • Kombinationen aus komplexen Kohlenhydrate (mit niedrigem glykämischen Index (GI) und Ballaststoffe (z.b. Vollkorngetreide, Gemüse) lassen den Blutzucker langsamer ansteigen. Nach 2-3 Stunden ist alles umgewandelt.
  • Proteine allein (tierische und / oder pflanzliche) werden langsamer umgewandelt und halten länger satt.
  • Ideal ist die Kombination von Proteinen, komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen. Dies hält den Blutzuckerspiegel über lange Zeit im idealen Bereich, sättigt am längsten und stellt dem Körper stundenlang Energiequellen zur Verfügung.

Der Glykämische Index ist ein Maß für den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Je höher der glykämische Index eines Lebensmittels, desto schneller

Die KI (ChatGPT 4o) analysiert BLutzuckerspitzen und Wirkprofil von Normalinslin

Normalinsulin (z.B. kurzwirksames Humaninsulin Actrapid) wirkt langsamer als moderne kurzwirksame Insuline (wie z.B. Novorapid). Es hat eine Wirkdauer von etwa 5–8 Stunden und erreicht sein Wirkmaximum nach etwa 2–4 Stunden.

Bei proteinreichen Mahlzeiten (z.B. viel Fleisch, Käse, Hülsenfrüchte) passiert Folgendes:

  • Eiweiße werden zwar langsamer als Kohlenhydrate abgebaut, können aber ebenfalls zu einem späteren Anstieg des Blutzuckers führen (Glukoneogenese).
  • Dieser Anstieg passiert oft verzögert, mehrere Stunden nach dem Essen.

Problem mit Normalinsulin:
Weil Normalinsulin ebenfalls etwas „verzögert“ wirkt, kann es zu Beginn zu wenig wirken und später zu stark – oder umgekehrt. Wenn die Eiweiße den Blutzucker erst nach Stunden steigen lassen, ist das Normalinsulin vielleicht schon fast wieder abgebaut.

Zusammengefasst:

  • Bei sehr proteinreichen Mahlzeiten kann der Blutzucker später steigen, was Normalinsulin eventuell nicht mehr gut abfängt.
  • Manche Menschen brauchen dafür eine zusätzliche Korrektur später oder eine Anpassung der Insulindosis.
  • Gerade bei Low-Carb oder Keto-Ernährung wird das manchmal ziemlich kompliziert mit Normalinsulin.

Rechenbeispiel: proteinlastigen Mahlzeit und Normalinsulin

Die Mahlzeit

  • Steak (200g), ca. 40g Eiweiß, 0g Kohlenhydrate
  • Kleiner Salat, ca. 5g Kohlenhydrate

Was passiert jetzt?

  1. Direkt nach dem Essen:
    • Die 5g Kohlenhydrate aus dem Salat steigen schnell den Blutzucker → kleines bisschen Insulinbedarf.
    • Das Eiweiß wird langsam verdaut. Teile davon werden in Glukose umgewandelt (etwa 30–50%).
  2. Nach 2–4 Stunden:
    • Durch die Eiweißumwandlung kommen zusätzliche 15–20g Glukose ins Blut (grob gerechnet).

Insulinplanung mit Normalinsulin

  • Insulin-Spritze sofort zum Essen:
    • Kleindosis für 5g Kohlenhydrate → fast nichts (vielleicht 0,5–1 Einheit je nach Empfindlichkeit).
    • Aber: Du müsstest schon etwas für die spätere Eiweiß-Glukose einplanen!
      → Also z.B. 2–3 Einheiten Normalinsulin zusätzlich.
  • Wirkung von Normalinsulin:
    • Startet langsam (~30 Min. Verzögerung).
    • Wirkt am stärksten nach 2–4 Stunden → perfekt zur Eiweiß-Glukose-Spitze.
    • Hält lange (bis 6–8 Stunden) → deckt eventuell auch weitere Glukoseproduktion ab.

Risiko dabei:

  • Wenn das Insulin zu stark oder zu früh wirkt (z.B. bei weniger Eiweiß-Umwandlung als gedacht), kannst du in eine Unterzuckerung geraten.
  • Wenn du zu wenig Insulin nimmst, kommt es nach Stunden zu einer späten Hyperglykämie (Blutzuckeranstieg).

Zusammenfassung
Normalinsulin passt zu eiweißreichen, langsamen Mahlzeiten. ABER es bleibt kompliziert, weil die Eiweißumwandlung individuell schwankt (z.B. je nach Stoffwechsel, Leberfunktion, Bewegungszustand).

NACHRECHNEN !!!!! Rechenbeispiel: Startblutzucker 100 mg/dl und Verlauf in 6 Stunden

Die Ausgangslage

  • Start-Blutzucker: 100 mg/dl
  • Die Mahlzeit:
    • 200g Steak (ca. 40g Eiweiß → wird später zu ca. 15g Glukose)
    • 1 kleiner Salat (5g Kohlenhydrate)
  • Verabreichtest Insulin: Normalinsulin (Actrapid)
  • Korrektufaktor und BE-Faktor (z.B.) sind:
    • Korrektufaktor: 1 Einheit Insulin senkt Blutzucker um 1,7 mmol/l (30 mg/dl)
    • BE-Faktor:1 BE (12g Kohlenhydrate) braucht 1 Einheit Insulin

Die Berechnung

  • 5g Kohlenhydrate benötigen ~0,5 Einheiten (Actrapid) Insulin.
  • Für die spätere 15g Eiweiß-Glukose Umwandlung nochmal etwa 1,5 Einheiten Insulin (grob gerechnet).

Insulinbedarf: ~2 Einheiten Actrapid vor dem Essen spritzen

Vergleich: Blutzuckerverlauf mit und ohne Insulin

  • Ohne Insulin steigt der Blutzucker deutlich auf über 150 mg/dl an und bleibt länger hoch.
  • Mit Normalinsulin bleibt er viel stabiler und sinkt schön in den Zielbereich zurück.

Wie viele Eiweiß-Portionen täglich für 100g Protein ohne größere Blutzucker-Spitzen?

Ideal sind kleine, häufige Mahlzeiten (z.B. alle 3–4 Stunden), kombiniert mit passenden kleinen Insulindosen oder gar keinem Insulin, wenn die Menge sehr klein bleibt.

Kleine Eiweißmengen bedeuten wenig bis keine starke Glukoseproduktion auf einmal. Der Körper kann kleinere Eiweißmengen leichter „nebenher“ verarbeiten. Eventuell wird kein oder nur wenig gespritztes Insulin benötigt. Es werden sowohl Hypo- als auch Hyperglykämien minimiert.

Rechenbeispiel:

  • 100g Eiweiß / Tag ÷ 5 Portionen = ca. 20g Eiweiß pro Mahlzeit

Zusätzlich Tipps:

  • Eiweiß + Fett zusammen (z.B. Nüsse, Käse) verzögert die Verdauung → noch sanftere Blutzuckerprofile.
  • Ballaststoffe (Gemüse, Samen) verlangsamen ebenfalls die Aufnahme.
  • Ausdauertraining kann die Eiweißverwertung verbessern → weniger Blutzuckeranstieg.


Erklärungen

Korrektur-Faktor

Mit dem „Korrektur-Faktor“ (auch „Korrektur-Zahl“, „Korrektur-Regel“) wird angegeben, um wie viel mg/dl oder mmol/l der Blutzucker durch eine Insulin Einehit gesenkt wird. Dieser Wert ist individuell (z.B. aufgrund von Insulinresistenz) und wird vom Diabetologen festgelegt. Oftmals liegt der Korrekturfaktor zwischen 20 – 60 mg/dl (1,1 – 3,3 mmol/l).

Blutzuckerwerte umrechnen: mg/dl und mmol/l

Umrechnung der Blutzuckerwerte bei Diabetes
Umrechnung der Blutzuckerwerte bei Diabetes